RT3 von Retevis

In diesem Beitrag soll das preiswerte Betriebsfunkgerät RT3 von Retevis, welches mit dem MD380 baugleich ist, für den Einsatz im Amateurfunk vorgestellt werden. Es arbeitet im 70 cm - Band und kann in der analogen Betriebsart (FM), wie auch in der digitalen Betriebsart (DMR) betrieben werden. Bei ersten Versuchen stellte sich heraus, dass die Modulation ebenso wie die Wiedergabe der Sprache, auch von anderen OMs, als sehr gut beurteilt wurde. Neben einem Preis von unter 90.- Euro zeichnet sich das Gerät auch durch seit einiger Zeit erhältliche Firmware, die speziell auf die Anwendung für den Funkamateur zugeschnitten ist, aus. 

Wie üblich bei Betriebsfunkgeräten besitzt es keinen VFO, mit welchem die Frequenz kontinuierlich durchgedreht werden kann. Aus diesem Grund müssen die einzelnen gewünschten Frequenzen in einem sogenannten Codeplug zusammengefaßt und dann Programmiert werden. Durch geschicktes Anlegen dieses Files ist man dann in der Lage für den analogen bzw. digitalen Betrieb jede gewünschte Frequenz im 12,5 kHz - Raster über das Menü, Tastatur und den mittleren Einstellknopf auszuwählen.

Zum Lieferumfang des Gerätes gehört neben dem Li-Ionen-Akku (7,4 V, 2000 mAh), Trageschlaufe, Gürtelklipp, eine Ladeschale mit Steckernetzteil,  einer kurzen und einer etwas längeren Antenne noch ein Programmierkabel. Leider ist die in englischer Sprache verfasste Anleitung keine große Hilfe beim Umgang mit diesem Gerät.

 

 

RT3 -Verpackung  

 

 

So sieht die Originalverpackung aus, in der das Gerät geliefert wird.

     
RT3  

 

 

 

Inzwischen ist das RT3 mit einem überarbeiteten Codeplug versehen und auf die neuste Firmware von Retevis upgedatet und anschließend mit der experimentellen Firmware von Travis Goodspeed geladen worden.

 

 

Firmware

Die aktuelle experimentelle Firmware befindet sich auf dem GitHub von Travis Goodspeed und eine automatisch mehrfach täglich compilierte Version kann bei PD0ZRY vom Server heruntergeladen werden. Für die Geräte, die zum MD380 kompatibel sind, muss die Firmware ohne das "S" im Namen nach "firmware-...bin" geladen werden. "S" steht für die Geräte mit GPS-Funktion.

Zum Installieren der Firmware findet man im Blog von Retevis die sogennante Upgrade.exe gebündelt mit weiteren Programmen. Hier lässt sich auch die offizielle Firmware downloaden.

Upgrade.exe läuft auch (noch) unter WinXP, und ist recht einfach zu bedienen. Es muss nur das Verzeichnis mit der entsprechenden Firmware angegeben werden, das Gerät mit den beiden oberen linken gedrückt gehaltenen Tasten eingeschaltet werden, um in den Programmiermodus zu gelagen. Jetzt sollte die Led rot/grün blinken und dadurch die Bereitschaft zur Firmware-Programmierung anzeigen.

 

Upgrade.exe  

 

Unter "User Program" wird mit "Open Update File" der Pfad zur Firmware eingestellen. Durch den Button "Download Update File" wird die Firmware auf das Gerät geladen.

 

Vor dem Upgrade auf eine experimentelle Firmware erscheint es als sinnvoll zuerst auf die neuste aktuelle Original-Firmware des Herstellers upzugraden.

Nun kann der Upgradeprozess eingeleitet werde. Dabei erscheint ein Fortschrittsbalken - zumindest am Anfang. Nach Beendigung öffnet sich ein kleines Hinweisfenster mit unleserlichem Inhalt und dem OK-Button, der jetzt bestätigt werden muss, um den Programmiervorgang zu beenden. Das Gerät kann nun vom Programmierkabel gelöst werden und sollte nach dem Neueinschalten die neue Software-Version anzeigen. Der Codeplug wird durch das Upgrade nicht beeinflusst.

 

Codeplug (zur Handhabung gibt es hier noch einen weiteren Beitrag)

Wie bereits oben erwähnt, muss ein sogenannter Codeplug erstellt bzw. besorgt werden. Als Vorlage gibt es hierzu ein große Zahl von Quellen im Internet. Sinnvoll ist es, sich einen gut funktionierenden Codeplug aus seinem (eigenen) Umkreis zu besorgen, das erspart eine Menge Arbeit bei der Erstellung.

Was sollte nun im Codeplug enthalten sein?

Einerseits soll hier die Möglichkeit vorhanden sein, mit analoge Relais und im analogem Direktbetrieb zu arbeiten und andererseits sollte man auch die digitalen Zugänge in den verschiedenen Modi der unterschiedlichen Netze erreichen können. Natürlich muss auch der digitale Direktbetrieb möglich sein. Somit hätten wir schon mal vier Bereiche, die in unserem Codeplug vorhanden sein sollten.

In einem weiterer Teil im Codeplug werden die gerätespezifischen Einstellungen (Buttons Definitions) abgelegt, wie zum Beispiel die freie Belegung der Tasten. Hierbei ist es wichtig, die richtige Version (V01.32) zur Programmierung des Codeplugs zu verwenden, sonst können nicht alle Funktionen, wie z.B. der Rufton von 1750 Hz, auf die Tasten gelegt werden.

 

Retevis CPS Programm  

 

Unter "Basic Information" findet man die CPS Software Version und später nach einem Datenaustausch mit dem angeschlossenen Gerät, hier ein RT3, auch die MCU Version der Firmware.

 

In einem sechsten Bereich (Digital Contacts) werden die TalkGroups (TG), die Reflektoren und wenn gewünscht die Rufzeichen sowie deren Call ID bekannter oder befreundeter OMs eingetragen. Dann werden später beim digitalen Betrieb nicht nur die IDs angezeigt, sondern auch das Rufzeichen und ggf. der Name. (Bisher wird im DMR-Netz nur die ID übertragen)

All diese Bereiche sind in den folgenden Listen, Channels Information, Scan List, Digtal RX Group List, Digital Contacts und Zone Information untergebracht und bilden über die Zone Information die Schnittstelle des Codeplugs zum User. Er kann dann über das Menü des Gerätes unter Zone die jeweils gewünschte Betriebsart auswählen und am Drehschalter die bis zu 16 weiteren darin enthaltenen Einstellungen abrufen.

 

Sehr wichtig!

Bevor man auf Betrieb geht, muss unbedingt die eigene ID und das Rufzeichen unter General Setting/Radio Name und Radio ID in den Codeplug eingetragen werden, um andere OMs im Netz nicht zu stören. Unter Intro Screen sollte dies vollständigerweise ebenfalls getan werden, um beim Einschalten des Gerätes sein eigenes Gerät zu erkennen.

 

CPS General Setting  

 

 

Oben rechts muss das Rufzeichen und die ID stehen, unten sollte dies wiederholt werden.

 

Grundeinstellungen des Gerätes

Die neue Firmware des RT-3 erfordert auch ein gewisse Grundeinstellung, die im Menü unter Utilities - MD380Tools eingestellt wird. Es werden mur die Funktionen eingestellt, die von der Installationseinstellung abweichen. Es wird davon ausgegangen, dass die UserDB installiert wird/ist:

 

Utilities - MD380Tools (altes Menü)
- Dateiformat lastheared
- Show Calls TA & UserDB
- Promiscuous Enable
- Mic bargraph Enable
  
Backlight *
- Level low 1 (lowest)
- Level high 9 (bright)
- Backlight Tmr 30 sec
- Dev Only!! Enable
- M. RogerBeep Enable
  
Utilities - Radio Settings  
- Clock - Time Zeit einstellen
- Clock - Date Datum einstellen
  
*) niemals ganz ausschalten, sonst hat man ein Problem!

 

Die neue Firmware zeichnet sich besonders durch zwei neue Fähigkeiten aus:

- Ein überholtes Menü mit übersichtlicherer Anordnung der Menüpunkte

- Einer einstellbaren Scroll-Funktion für das Menü, die Zone und die Contacts wo es besonders vorteilhaft ist.

 

Utilities - MD380Tools - Display
(neues Menü ab ca. FW 28.08.17)
- Date/Status lastheared
- Show Calls TA & UserDB (mit UserDB)
  Talk Alias (ohne UserDB)
  
Backlight *
- Level low 1 (lowest)
- Level high 9 (bright)
- Backlight Tmr 30 sec
  
Keyboard  
- Keyb Mode Develop
- Side Buttons ggf. im Codeplug schon eingestellt
- Scroll Mode Scroll Fast/Slow
  
Radio  
- Mic bargraph Enable
- Mic gain Disable
  
DMR  
- Net Monitor Enable
- Promiscuous Enable
  
Tones  
- M. RogerBeep Enable
  
Developer (kann ggf. so Eingestellt werden)
- Experimental Enable
- DevMode Level Standard
  
Utilities - Radio Settings  
- Clock - Time Zeit einstellen
- Clock - Date Datum einstellen
  
*) niemals ganz ausschalten, sonst hat man ein Problem!
 

 

 

 

Analoger Betrieb

Wie nun mit dem im Funkgerät geladenen Codeplug gearbeitet wird, soll im Folgenden an verschiedenen Beispielen erklärt werden. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Codeplug entsprechend der Beschreibung aufgebaut ist.

Beim ersten Beispiel soll eine direkte analoge Verbindung zu einem zweiten Gerät aufgenommen werden. Hierzu wird das Menü aufgerufen und unter Zone mit den Pfeiltasten bis zum Eintrag "FM Direkt" navigiert und ausgewählt. Jetzt können die bis zu max. 16 eingetragenen Simplex-Frequenzen durch den mittleren Wahlschalter ausgewählt werden. Im Codeplug sind unter diesem Begriff die OV-Frequenzen abgelegt.

In einem zweiten Beispiel soll der Relaisstellenbetrieb vorgestellt werden. Hierzu gibt es in diesem Codeplug zwei Möglichkeiten. Unter der Zone "FM Relais" befinden sich die oft genutzten Relais aus dem eigenen Umfeld, die dadurch recht schnell eingestellt werden können und auch unter dem Namen/Call z.B. DB0TI eingetragen sind.

Die zweite Möglichkeit bieten die VFO-ähnlichen Eintragungen, die hier mit "ARel 438.500" beginnen und im 12,5 kHz-Raster im CP in fünf Zonen zu 16 Einstellungen  - 438.5000 .. 439.4875 MHz - abgelegt sind. Auch hier wird, wie oben, der Bereich, in dem sich die Frequenz befindet, im Menü ausgesucht und dann mit dem Drehschalter so weit weitergedreht, bis die gewünschte Frequenz erscheint.

Einen (kleinen) Nachteil enthält dieser CP. Die Frequenzablage lässt sich nachträglich leider nicht direkt ändern. Das sollte bei der Erstellung des CPs berücksichtigt werden, vorallem dann wenn ein Aufenthalt z.B. in Italien geplant ist.

 

Dummy-Kanäle im Codeplug

Im Codeplug sind sogenannte Dummy-Kanäle, sowohl für den analogen, als auch für den digitalen Betrieb integriert, die für nicht vorprogrammierte Frequenzen verwendet werden können. Im Menü lassen sich die Parameter unter "Utilities ---> Program Radio" nach der Eingabe des Passwortes ändern und an die örtlichen Gegebenheiten anpassen.

 

Digtaler Betrieb

Der digitale Betrieb wird in ähnlicher Weise wie oben organisiert. Beim "digitalen VFO" sind allerdings nur acht Frequenzen, aufgrund der beiden Zeitschlitze, je Zone enthalten. Hat man nun eine Zugangsfrequenz mit gewünschtem Zeitschlitz ausgewählt, kann man im Menü nun über Contacts auf die TalkGroups, Reflektoren, Contacts oder andere Funktionen wie z.B. Info, Trennen, Echo und deren Untermenüs zugreifen.